In ihrem neusten Krimi um den Luzerner Polizisten Cem Cengiz (mittlerweile Band 8) entführt uns die Autorin Monika Mansour ins Napfgebiet: einem abgelegenen Gebiet im Luzerner Hinterland, das von Wäldern, Schluchten und einsamen Höfen gezeichnet ist. Einem Ort, an dem die Uhren langsamer ticken, die Leute scheinbar wenig von der Aussenwelt halten und uralte Sagen bis zum heutigen Tag Bestand haben.
In genau dieser Gegend wird ein Kunsthändler bestialisch ermordet. Kann man den ersten Indizien glauben, scheint der Täter ein klauenbewehrtes Ungeheuer zu sein. Der Fall stellt Cem Cengiz und seine Kolleginnen von der Kripo vor ein Rätsel. Während Cengiz im lokalen Umfeld Ermittlungen anstellt, geht seine Kollegin Barbara Amato undercover und schleust sich als vermeintlicher B&B-Gast in einem abgelegenen Hof ein. Hier wohnt der wortkarge Maler John mit seiner eigenwilligen Schwester Mandy, deren Eltern vor 15 Jahren ebenfalls dem Ungeheuer zum Opfer gefallen sind. Barbara blickt langsam hinter die Fassade aus Missgunst und Aberglaube – und wird dabei selbst zur Zielscheibe des nach Verwesung stinkenden Monsters.
Die Autorin schreibt im Nachwort, dass sie sich für ihren neusten Regionalkrimi erstmals ins Horrorgenre gewagt hat. Ganz so drastisch fällt «Tod auf dem Napf» nicht aus, die Anleihen sind aber durchaus spürbar. So bewegt sich dieses Buch näher am Psychothriller als einem regulären Krimi – was keineswegs ein Nachteil ist.
Der Fall selbst ist spannend gelungen, die Anzahl der Verdächtigen hoch und die Motive zahlreich. Für aufmerksame Leser dürfte es leider trotzdem relativ leicht fallen, dem wahren Monster vor der Auflösung auf die Schliche zu kommen. Insgesamt fällt das Tempo des Romans angenehm hoch aus, so dass Schwächen in der dramaturgischen Komposition nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.
Die Umgebung des Napf-Gebietes mit seinen Schluchten und Wäldern ist eine herrlich-stimmige Kulisse und wird auch gut genutzt und beschrieben. Damit wird das Setting auch für Nicht-Luzerner greifbar und kommt mit angenehm unaufdringlichem Lokalkolorit aus.
Fans der Reihe um Cem Cengiz dürften sich beim Figurenpersonal sofort heimisch fühlen. Für alle anderen ist die Vielzahl an Charakteren und ihre Beziehung zueinander zu Beginn vielleicht etwas überbordend. Zum Glück legt Mansour den Fokus über einen Grossteil der Handlung auf ein angenehm überschaubares Ensemble.
Mansours Krimiromane sind dank ihrem Genremix immer erfrischend und stechen dadurch wohltuend aus der breiten Masse an Regionalkrimis heraus. Sprachlich einfach und gut lesbar gehalten, bietet «Tod auf dem Napf» eine kurzweilige Krimilektüre mit bekannten Gesichtern vor atmosphärischer Kulisse.
Das Buch ist als Taschenbuch und E-Book u.A. über den Emons-Verlag erhältlich.
Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt