Nach einem Dorffest findet die Luzerner Polizei die Leiche eines Gastarbeiters in einem Feld. Der junge Mann wurde brutal niedergestochen, vom Täter fehlt jede Spur. Kripo-Ermittler Thomas Keller und sein Team werden auf den Fall angesetzt. Als sie schliesslich den entscheidenden Hinweis erhalten, könnte es bereits zu spät und der Täter über alle Berge sein.
Patrick Greiner legt mit seinem Erstlingswerk «Hohenrain» keinen klassischen Krimi vor. Der Roman ist weniger eine «wer war es»-Mörderhatz, sondern vielmehr eine fiktionalisierte Aufarbeitung eines realen Kriminalfalls, der sich im Kanton Luzern vor einigen Jahren in ähnlicher Weise so zugetragen hat. Früh im Roman wird klar, wer hinter der Tat steckt und wie es dazu kam. Es geht im Buch nicht darum, den Mörder zu erraten, sondern ihn zu schnappen. Die Spannung zieht Greiner aus dem Katz- und Mausspiel zwischen den Luzerner Ermittlern und der Täterschaft.
In fast schon dokumentarischer Art beschreibt Greiner in kurzen Kapiteln das Geschehen grösstenteils in chronologischer Reihenfolge. Dabei wechselt er die Erzählperspektiven zwischen Ermittlern und Täter ab. Das gibt der Leserin und dem Leser die Möglichkeit, das Vorankommen beider Parteien hautnah mitzuerleben. Einerseits die akribische Arbeit der Polizei und der Umgang mit Hinterbliebenen des Mordopfers. Andererseits die Angst und Paranoia des Täters, der versucht, das Land im Eiltempo zu verlassen und unterzutauchen.
Greiners zurückhaltende Schreibe und sein Fokus auf den Kriminalfall sorgen für ein äusserst kurzweiliges Lesevergnügen. Auf unnötigen Ballast, wie zahlreiche Nebenhandlungen oder ausufernde private Probleme seines Ermittlers, verzichtet er relativ konsequent. Nur gelegentlich streut der Autor kurze, persönliche Momente seiner Charaktere ein, um ihnen noch etwas mehr Tiefe zu verleihen. Diese Abschnitte sind gerade kurz genug, um die Handlung und das Tempo nicht auszubremsen.
Das mag für gewisse Leserinnen und Leser, die gerne mehr Beziehungs-Drama mögen, etwas mager sein. Mir selbst hat diese minimalistische Erzählweise gut gefallen. Auch die knappe Länge von 288 Seiten fand ich ansprechend. Patrick Greiner nutzt diesen Platz richtig aus und beschränkt sich dabei auf das Nötigste.
«Hohenrain» ist kein atemloser Pageturner voller Action und unerwarteten Wendungen – will es auch nicht sein. Stattdessen liefert Greiner einen schnörkellosen, sauber und respektvoll recherchierten Kriminalroman ab. Auf weitere Werke darf man gespannt sein.
Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Das Buch ist als Taschenbuch und E-Book u.A. über den Emons-Verlag erhältlich.