Nachdem sie bei einem Unfall ihre gesamte Familie verliert, verlässt die junge Elspeth Swansome im Jahr 1860 ihre Heimat Edinburgh und reist auf die schottische Insel Skelthsea. Hier soll sie als Kindermädchen die verschwiegene Mary unter ihre Fittiche nehmen. Ein Mädchen, das nach dem mysteriösen Tod ihres Zwillingsbruders aufgehört hat zu sprechen.
Auf Iskar, einem alten Herrschaftssitz, der seine besten Tage längst hinter sich hat, lebt Elspeth zusammen mit Mary, ihrer Tante Mrs. Gillies und einer Handvoll Bediensteten. Elspeth baut eine innige Bindung zu dem stummen Mädchen auf – und versucht herauszufinden, warum Mary so eisern schweigt.
Ein Schauerroman wäre natürlich wenig schauerlich, wenn sich nicht bald unheimliche Dinge zutragen würden. Abgeschlossene Zimmer, unheimlicher Gesang, der des Nachts durch die Flure hallt und Gerüchte über Hexerei und Geisterbeschwörung, die unter den Dorfbewohnern der sturmumtosten Insel die Runde machen, bilden die Grundlage für den schleichenden Grusel, den «Die Geisterflöte» der Leserschaft bietet.
Sprachlich und inszenatorisch orientiert sich «Die Geisterflöte» an klassischen Schauergeschichten aus vergangenen Zeiten und bedient damit ein Genre, das heutzutage besonders durch Laura Purcell und Susan Hill eine Renaissance erlebt. Zwar kommt Netley mit ihrem Debüt (noch) nicht an deren Klasse heran. Sie liefert aber ein beeindruckend atmosphärisches und stimmiges Schauerstück ab, das trotz einiger Längen, dramaturgischen Vorhersehbarkeiten und einem insgesamt eher unspektakulären Finale zu überzeugen weiss.
Das liegt nicht zuletzt auch an der gelungenen Übersetzung von Olaf Bentkämper, der die gewollt altmodische Sprechweise der Ich-Erzählerin Elspeth treffgenau ins Deutsche übertragen hat.
Rezensionsexemplar wurde vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Das Buch ist als Taschenbuch und E-Book u.A. über den Festa-Verlag erhältlich.