Bücher-Blog

Buch-Rezensionen sind besonders für Independent-Autoren wichtig, weil sie den Büchern eine gewisse Reichweite und Aufmerksamkeit schenken. Aus diesem Grund bespreche ich regelmässig deutsch- und englischsprachige Bücher.

Die Geisterflöte von Rebecca Netley

Nachdem sie bei einem Unfall ihre gesamte Familie verliert, verlässt die junge Elspeth Swansome im Jahr 1860 ihre Heimat Edinburgh und reist auf die schottische Insel Skelthsea. Hier soll sie als Kindermädchen die verschwiegene Mary unter ihre Fittiche nehmen. Ein Mädchen, das nach dem mysteriösen Tod ihres Zwillingsbruders aufgehört hat zu sprechen.

Auf Iskar, einem alten Herrschaftssitz, der seine besten Tage längst hinter sich hat, lebt Elspeth zusammen mit Mary, ihrer Tante Mrs. Gillies und einer Handvoll Bediensteten. Elspeth baut eine innige Bindung zu dem stummen Mädchen auf – und versucht herauszufinden, warum Mary so eisern schweigt.

Ein Schauerroman wäre natürlich wenig schauerlich, wenn sich nicht bald unheimliche Dinge zutragen würden. Abgeschlossene Zimmer, unheimlicher Gesang, der des Nachts durch die Flure hallt und Gerüchte über Hexerei und Geisterbeschwörung, die unter den Dorfbewohnern der sturmumtosten Insel die Runde machen, bilden die Grundlage für den schleichenden Grusel, den «Die Geisterflöte» der Leserschaft bietet.

Sprachlich und inszenatorisch orientiert sich «Die Geisterflöte» an klassischen Schauergeschichten aus vergangenen Zeiten und bedient damit ein Genre, das heutzutage besonders durch Laura Purcell und Susan Hill eine Renaissance erlebt. Zwar kommt Netley mit ihrem Debüt (noch) nicht an deren Klasse heran. Sie liefert aber ein beeindruckend atmosphärisches und stimmiges Schauerstück ab, das trotz einiger Längen, dramaturgischen Vorhersehbarkeiten und einem insgesamt eher unspektakulären Finale zu überzeugen weiss.

Das liegt nicht zuletzt auch an der gelungenen Übersetzung von Olaf Bentkämper, der die gewollt altmodische Sprechweise der Ich-Erzählerin Elspeth treffgenau ins Deutsche übertragen hat.

Rezensionsexemplar wurde vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Das Buch ist als Taschenbuch und E-Book u.A. über den Festa-Verlag erhältlich.

«Eisige Nacht» von Niklas Sonnenschein

Eine karge und frostige Insel im hohen Norden, eine verlassene Forschungsstation und ein ungleiches Ermittler-Duo. Die Grundzutaten für Niklas› Sonnenscheins Krimi «Eisige Nacht» sind stimmig und machen Lust auf Mehr.

Zwar kreiert er mit dem bärbeissigen und dezent Alkohol-affinen Kommissar Karl Sortland und seinem energischen Partner Mats Samuelsson ein klassisches – beinahe schon klischiertes – Gespann aus ungleichen Ermittlern. Er schafft es aber trotzdem, den beiden Herren genug Charakter und Tiefe auf den Leib zu schreiben, dass man als LeserIn den Fall gespannt verfolgt.

Der Krimifall an sich reisst inhaltlich keine Bäume aus, unterhält aber dank angenehm kompakter Erzählstruktur. Mit weniger als 300 Buchseiten fällt «Eisige Nacht» nämlich relativ kurz aus, was im Wust von allzu ausschweifenden Werken anderer Autoren aber eine willkommene Abwechslung ist.

Ein grosses Plus gibt es für die Beschreibungen der Landschaften. Dass der Autor die Gegend kennt, spürt man sofort. Die eisige Atmosphäre des Buches passt perfekt in die gegenwärtige Winterzeit.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Das Buch ist als Taschenbuch und E-Book u.A. über den Verlag «Digital Publishers» erhältlich.

«Tod am Pilatus» von Julia Koch

Die Restauratorin und Teilzeitjournalistin Clara von Grünenstein bekommt den Auftrag, in einem alten Anwesen im schweizerischen Hergiswil den Nachlass einer verstorbenen Frau zu begutachten. Die Frau war die Schwester des schwer reichen aber sehr zurückgezogenen Gustav Balthasar, dessen Familie seit Generationen hier abgeschottet von der Gesellschaft lebte.

Während sich Clara durch Unmengen Gerümpel müht, macht sie eine unliebsame Entdeckung. In einer Schublade findet sie nämlich allerhand Gegenstände aus der Nazi-Zeit. Als Clara in ihrer zweiten Kapazität als Journalistin Nachforschungen anstellt, fördert sie Erschreckendes zutage. Denn zeitgleich treibt im nahegelegenen Luzern eine rechtsextreme Gruppierung ihr Unwesen, die durchaus im Zusammenhang mit dem mysteriösen Balthasar stehen könnte.

«Tod am Pilatus» ist der zweite Krimi von Julia Koch mit der neugierigen, teils etwas naiven Clara von Grünenstein in der Hauptrolle – Vorwissen ist allerdings keines nötig. Dass die Protagonistin keine klassische Polizistin ist, macht die Figur und den Verlauf der Handlung angenehm eigenständig und hebt sich so aus der Masse von Kommissaren heraus, welche Krimireihen normalerweise bevölkern. Clara ist kein Ermittlergenie, sondern eine bodenständige Frau, die mehr per Zufall in die Ereignisse rutscht, welche sich um sie herum entwickeln.

«Tod am Pilatus» thematisiert nicht nur den aktuellen Rechtsrutsch in der Gesellschaft und die Gefahr, die von rechtsradikalen Gruppierungen ausgeht, sondern beleuchtet in einer zweiten Zeitebene auch die Rolle der Schweizer Elite zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Dadurch entsteht ein spannendes Zusammenspiel, dem bisweilen aber das Tempo fehlt. Einige Momente im Roman sind eine Spur zu lange geraten und die eigentliche Lösung des Mordfalls gerät bisweilen etwas in den Hintergrund.

Das ist jedoch nicht weiter schlimm, denn Koch wartet am Ende mit dem ein oder anderen überraschenden Twist auf.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Das Buch ist als Taschenbuch und E-Book u.A. über den Emons-Verlag erhältlich.

«River of Death» von Alistair MacLean

Ein geraubter Schatz, finstere Nazischergen und eine versunkene Stadt im Amazonasgebiet. Der Abenteurer John Hamilton wird von einem zwielichtigen Millionär angeheuert, um einem uralten Mythos hinterherzujagen. Eine bunt zusammengewürfelte Truppe bricht zu einer waghalsigen Expedition in ein Gebiet, das nicht nur von Anacondas sondern auch von Kannibalenstämme bevölkert wird.

Der schottische Schriftsteller Alistair MacLean hat mit «Die Kanonen von Navarone» und «Where Eagles Dare» eine Handvoll Klassiker im Action-Genre verfasst, die auch durch gelungene Verfilmungen einiges an Bekanntheit erlangt haben. «River of Death» gehört leider nicht dazu. Weder als Buch, noch als Verfilmung. Schade, denn die Idee hätte genug Stoff für ein gutes Abenteuer gegeben.

Leider nimmt der sehr kurze Roman nach einem stimmungsvollen Start sehr schnell ab. Die Figuren bleiben allesamt sehr flach und eindimensional und die abenteuerliche Reise ins Amazonasbecken ist erschreckend spannungsarm. Ab der Hälfte des Buchs verschärft sich der Eindruck, als wäre eine grobe Zusammenfassung der Geschichte etwas ausgeschmückt worden. Plötzlich fehlen Beschreibungen, Charaktere verlieren jegliche Bedeutung und werden oft seitenlang nicht mehr erwähnt und der «grosse» Showdown wird auf den letzten 15 Seiten abgehandelt, als wäre er ein notwendiges Übel, das halt noch erzählt werden muss. Lange aufgebaute Konfrontationen und Intrigen werden teils in einem Nebensatz völlig unbefriedigend zu Ende gebracht. So verkommt «River of Death» leider zu einer grossen Enttäuschung.

«Hohenrain» von Patrick Greiner

Nach einem Dorffest findet die Luzerner Polizei die Leiche eines Gastarbeiters in einem Feld. Der junge Mann wurde brutal niedergestochen, vom Täter fehlt jede Spur. Kripo-Ermittler Thomas Keller und sein Team werden auf den Fall angesetzt. Als sie schliesslich den entscheidenden Hinweis erhalten, könnte es bereits zu spät und der Täter über alle Berge sein.

Patrick Greiner legt mit seinem Erstlingswerk «Hohenrain» keinen klassischen Krimi vor. Der Roman ist weniger eine «wer war es»-Mörderhatz, sondern vielmehr eine fiktionalisierte Aufarbeitung eines realen Kriminalfalls, der sich im Kanton Luzern vor einigen Jahren in ähnlicher Weise so zugetragen hat. Früh im Roman wird klar, wer hinter der Tat steckt und wie es dazu kam. Es geht im Buch nicht darum, den Mörder zu erraten, sondern ihn zu schnappen. Die Spannung zieht Greiner aus dem Katz- und Mausspiel zwischen den Luzerner Ermittlern und der Täterschaft.

In fast schon dokumentarischer Art beschreibt Greiner in kurzen Kapiteln das Geschehen grösstenteils in chronologischer Reihenfolge. Dabei wechselt er die Erzählperspektiven zwischen Ermittlern und Täter ab. Das gibt der Leserin und dem Leser die Möglichkeit, das Vorankommen beider Parteien hautnah mitzuerleben. Einerseits die akribische Arbeit der Polizei und der Umgang mit Hinterbliebenen des Mordopfers. Andererseits die Angst und Paranoia des Täters, der versucht, das Land im Eiltempo zu verlassen und unterzutauchen.

Greiners zurückhaltende Schreibe und sein Fokus auf den Kriminalfall sorgen für ein äusserst kurzweiliges Lesevergnügen. Auf unnötigen Ballast, wie zahlreiche Nebenhandlungen oder ausufernde private Probleme seines Ermittlers, verzichtet er relativ konsequent. Nur gelegentlich streut der Autor kurze, persönliche Momente seiner Charaktere ein, um ihnen noch etwas mehr Tiefe zu verleihen. Diese Abschnitte sind gerade kurz genug, um die Handlung und das Tempo nicht auszubremsen.

Das mag für gewisse Leserinnen und Leser, die gerne mehr Beziehungs-Drama mögen, etwas mager sein. Mir selbst hat diese minimalistische Erzählweise gut gefallen. Auch die knappe Länge von 288 Seiten fand ich ansprechend. Patrick Greiner nutzt diesen Platz richtig aus und beschränkt sich dabei auf das Nötigste.

«Hohenrain» ist kein atemloser Pageturner voller Action und unerwarteten Wendungen – will es auch nicht sein. Stattdessen liefert Greiner einen schnörkellosen, sauber und respektvoll recherchierten Kriminalroman ab. Auf weitere Werke darf man gespannt sein.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Das Buch ist als Taschenbuch und E-Book u.A. über den Emons-Verlag erhältlich.

«Burnt Offerings – Haus der toten Seelen» von Robert Marasco

Ben und Marian Rolfe leben mit ihrem Sohn David in einem lärmigen Apartment im New Yorker Stadtteil Queens. Um dem Trubel wenigstens für die Sommermonate zu entfliehen, zieht die Familie in ein weitläufiges Anwesen auf dem Land, das dem eigenwilligen Geschwisterpaar Allardyce gehört. Die Geschwister vermietet der Familie das Haus zu einem verboten guten Preis – unter einer Bedingung. Die Rolfs sollen dreimal am Tag der Mutter Allardyce, die ein Zimmer in den oberen Etagen bewohnt, Essen vor die Zimmertüre stellen. Einem Zimmer, das abgeschlossen ist und verlassen scheint …

Bald nach dem Einzug scheint das Haus seine neuen Bewohner zu verändern. Vater Ben wird seiner Familie gegenüber zunehmend aggressiv und für Marian wird die Pflege des Hauses langsam zu einer Obsession. Aus dem gemütlichen Sommerurlaub wird langsam ein Albtraum.

«Burnt Offerings» ist ein klassischer Slowburner und erinnert an Klassiker wie «Turn of the Screw» von Henry James oder «The Haunting of Hill House» von Shirley Jackson. Wer hier also atemlose Action und Spukgestalten hinter jeder Ecke erwartet, ist beim falschen Buch. Stattdessen schafft es Autor Robert Marasco mit ruhigen Szenen und stimmigen Beschreibungen eine dichte und zunehmend bedrohlichere Atmosphäre aufzubauen. Das Grauen kommt hier auf leisen Sohlen angeschlichen. Aber es kommt.

Obwohl das Buch (und die Verfilmung davon) schon rund 50 Jahre auf dem Buckel hat, liest sich «Burnt Offerings» keineswegs verstaubt. Im Gegenteil, die Geschichte um die geplagte Familie Rolf wirkt zeitlos und Marascos bildliche, moderne Sprache untermauert das zusätzlich.

Für Fans von atmosphärischem Grusel ist Robert Marascos hierzulande zu Unrecht fasz vergessener Schauerroman eine wahre Pflichtlektüre.

Als kleine Dreingabe der vorliegenden Ausgabe vom Festa-Verlag findet sich im Anhang noch ein Nachwort von Horrorikone Stephen King.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Das Buch gibts z.B direkt über den Festa-Verlag.

«Kaltbad» von Silvia Götschi

Die vermögende Anwaltsfamilie Maibach verbringt ein paar vorweihnachtliche Tage im Schneegestöber auf der Rigi. Nach einem feuchtfröhlichen Abend und einer nächtlichen Schlittenfahrt kehrt der erfolgreiche Anwalt und Lebemann Justus Maibach nicht ins gemeinsame Ferienhaus zurück. Tags drauf wird seine Leiche im Schnee gefunden. Erfroren.

Was zuerst als tragischer Unfall abgestempelt wird, nimmt bald grössere Dimensionen an. Denn kurz nach Maibachs Tod wird andernorts eine schwangere Frau überfahren – eine Geliebte des kürzlich Verstorbenen. Das Polizeiteam rund um Kommissarin Valérie Lehmann beginnt zu ermitteln und muss schnell feststellen: Die ganze Familie Maibach hat so manches zu verbergen.

Götschi entwirft in «Kaltbad» ein klassisches Agatha Christie-Szenario. Ein abgelegener Schauplatz dient als Kulisse für eine verzwickte Familiengeschichte, in der jeder gegen jede etwas in der Hand hat. Intrigen, versteckte Affären und Neid. 

In einem parallel verlaufenden Handlungsstrang führt Götschi Leserinnen und Leser zurück ins Jahr 1961 – jenem Jahr, als das Grand Hotel Rigi Kaltbad einem Brandanschlag zum Opfer fiel. Hier begegnen wir einem kleinen Mädchen und ihren Eltern, die eigentlich nur ein paar gemütliche Tage Urlaub machen wollten. Die Autorin verwebt dieses historische Ereignis geschickt mit der Haupthandlung der Gegenwart und bringt so nicht nur Lokalkolorit, sondern auch ein Stück Zentralschweizer Geschichte in die Krimihandlung.

«Kaltbad» ist der vierte Fall für Valérie Lehmann und obwohl die Geschichte grösstenteils eigenständig funktioniert, kann es nicht schaden, die Vorgänger-Bände gelesen zu haben. Ohne Vorwissen für gewisse Leserinnen und Leser besonders das personenstarke Stammpersonal und die zahlreichen Querverweise auf bisherige Fälle bisweilen etwas verwirrlich wirken. Ist die Handlung aber in Fahrt gekommen, behält sie ihr Tempo – abgesehen von ein paar Schlenkern – durchwegs bei. Wie bei einer guten Schlittenfahrt.

Kurz: Ein Krimi, der gut zum frostigen Wetter passt.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Erschienen und erhältlich im Emons-Verlag.

«Das letzte Vermächtnis» von Ernst Jakob

Erfrischende Abenteuer-Romane zu schreiben, ist eine ziemliche Herausforderung geworden. Entweder sind die zu entdeckenden Ruinen/Schätze/Artefakte alle schon in zig anderen Büchern ans Tageslicht gezerrt worden, oder die Geschichten halten nur dank Klischees, dumpfer Action und flachen Figuren zusammen.

Mit «Das letzte Vermächtnis» hat der Schweizer Autor Ernst Jakob zwar das Rad nicht neu erfunden, liefert für seine Abenteuer-Hatz allerdings genug Fachwissen und Tiefe, dass man als geneigter Leser auch noch was lernen kann. Der Autor vermischt in seinem Thriller klassische Abenteuerkost mit geschichtlichen Hintergründen und garniert seine Story mit einem liebeswürdigen und nicht völlig überzeichneten Figurenpersonal. Ja, Jill Carter ist eine ziemliche Alleskönnerin, aber das Team, das sie auf der Reise um die halbe Welt begleitet, trägt wesentliche Teile zur Lösung der Rätsel bei und ist damit weit mehr als nur Kanonenfutter oder Staffage. 

«Das letzte Vermächtnis» überzeugt auch auf sprachlicher Ebene und findet einen gelungenen Mittelweg zwischen Action, Abenteuer und Spass und dem historischen Background. Auf seitenlange wissenschaftliche Abhandlung verzichtet der Autor ebenso wie auf dämlich-überzogene Action-Szenen, wie sie in anderen Büchern des Genres zu finden sind. Kurz: «Das letzte Vermächtnis» liefert perfekte Genre-Kost und unterhält auf ganzer Ebene.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«Carnosaur» von Harry Adam Knight

Der Roman «Carnosaurus» erschien 1984 – und damit noch vor Michael Crichtons Bestseller «Jurassic Park», hat es aber nicht zu dessen weltumspannenden Ruhm geschafft. Und das, obwohl Harry Adam Knights Roman einige spannende Parallelen zu Crichtons Werk aufweist. Trash-Film-Produzent hat den Braten damals aber gerochen, sich die Rechte am Buch gesichert und 1993, kurz vor Erscheinen von Spielbergs Verfilmung «Jurassic Park», eine Low-Budget-Version auf Film gebannt. Mit sehr bescheidenem Resultat.

Das endlich neu aufgelegte Buch zeigt denn auch eindrücklich, wie wenig Werktreue Corman bei seiner Verfilmung damals hat walten lassen. Knights Roman spielt in einem kleinen englischen Städtchen, wo ein dubioser Multimillionär einen Zoo mit Wildkatzen betreibt, hinter verschlossenen Türen aber eine ganz andere Menagerie ausstellt: Dinosaurier. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis eins der Viecher ausbricht und für Angst, Schrecken und blutgetränkte Bettlaken sorgt.

«Carnosaur» ist weder ein bahnbrechend guter, noch ein wahnsinnig spannender Roman. Handlung, Motivation und Action sind relativ voraussehbar, die Figuren grösstenteils flach und die spärlich eingestreuten Sexszenen eher zum Fremdschämen. Aber: Harry Adam Knight weiss, was seine Leser wollen. Und das kriegen sie auch. «Carnosaurus» ist ein temporeiches und kurzweiliges Buch. Statt seitenweise Wissenschaft gibt es hier seitenweise Blut, hungrige Dinos und ein paar ganz fiese Szenen, bei denen Knight keine Gefangenen macht.

Spannend ist auch zu sehen, wie Knight seine mehrheitlich fleischfressenden Dinosaurier darstellt. Statt auf tumbe Riesenechsen zu setzen, wie der Zeitgeist damals nahegelegt hätte, sind seine Urzeit-Viecher intelligent, schnell auf den Beinen und in ihren Bewegungen oft mit Vögeln zu vergleichen. Dadurch wirkt das Buch aktueller als das ursprüngliche Erscheinungsdatum vermuten lassen könnte.

Fans der trashigen Verfilmung kriegen hier eine bessere Geschichte geboten und alle anderen einen launigen und kompromisslosen Grusel-Roman, der Old-School-Storytelling mit modernen Dinos vermengt.

«Magische Schatten» von Fiona Winter

Die junge Zauberin Amelie hat ein Problem. Um ihren verschwundenen Jugendfreund Chris zu finden, soll sie einer dubiosen Organisation helfen, den berüchtigten Vampir Lucian zu töten. Amelie ist aber nicht in der Lage, diesen Auftrag auszuführen. Zum einen hat sie der Organisation mehr versprochen, als sie liefern kann und zum anderen ist sie Lucians verführerischer Aura erlegen. 

Mit «Magische Schatten» liefert Autorin Fiona Winter den Auftakt ihrer «Moonlight Spell»-Reihe ab, die bisher aus zwei Bänden besteht. Der erste Roman beginnt in einem magisch angehauchten Deutschland, wo sich allerhand geheimnisvolle und zwielichtige Figuren in finsteren Gassen und Spelunken treffen und siedelt später über nach Paris, wo die Geschichte richtig Fahrt aufnimmt. 

Der Roman gehört zum Romantasy-Genre und richtet sich an eine Leserschaft, die auf – hier leider ziemlich vorhersehbare – Romantik in einem Urban-Fantasy-Setting steht. Die Autorin betritt im Aufbau ihrer Geschichte kein Neuland, liefert aber solide und unterhaltsame Kost ab. Schade ist, wie überstürzt die Beziehung zwischen Amelie und Lucian abläuft. Eine Kennenlern-Phase zwischen den beiden Protagonisten gibt es kaum. Stattdessen «Liebe auf den ersten Blick», was im Anbetracht der Umstände etwas eigenartig anmutet. Hier lässt die Autorin Potenzial liegen. Dafür stimmt die Chemie zwischen den beiden und vor allem im späteren Verlauf beweist Amelie, dass sie mehr ist als nur eine junge Frau in Nöten.

Was dem Roman allerdings einen Bonus-Stern einbringt, ist die Figur des unfreiwillig beschworenen Dämonen Sassa. Das mitunter biestige Fellknäuel lockert das Geschehen praktisch ab Erscheinen ungemein auf und dient nicht nur als emotionaler Ankerpunkt für Amelie sondern auch als Garant für so manchen Schmunzler.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«Wenn der Glaubenberg schweigt» von Monika Mansour

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«Das Lied der Nachtigall» von Anne Polifka

Darum geht’s: Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Botengang macht der zwölfjährige Nigel eine unheimliche Entdeckung, die ihn dazu zwingt, um sein Leben zu rennen …

Anhand der Synopsis ging ich von einer regulären kleinen Horrorgeschichte aus. Womit ich nicht gerechnet habe, ist das Steampunk-Setting, in dem die Story angesiedelt ist – eine erfrischende Angelegenheit.

In einer Kurzgeschichte sogenanntes «world building» zu betreiben, ist ziemlich schwer. Der Autorin gelingt dies hingegen recht gut. Mit groben Pinselstrichen skizziert sie hier ein Szenario, das funktioniert, obwohl ihm die Tiefe (aufgrund des Formats) fehlt.

Ankreiden muss ich der Geschichte hingegen die Schreibe, die stellenweise etwas holperig daherkommt und die Kategorisierung «Horror». Denn gruselig fand ich die Geschichte keineswegs. Das heisst allerdings nicht, dass sie nicht dazu animiert hat, sie in einem Rutsch durchzulesen.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«Der Mädchensammler» von Guido Krain

Die junge deutsche Adlige Philine von Montenbrück stösst in einer Burgruine auf die präparierten Leichen zweier Mädchen. Kurz darauf wird sie überwältigt und wacht nackt und zerschunden im Wald auf. Ein Gang zur Polizei bringt Philine selbst ins Visier der Ermittler und bald schon stellt sie fest, dass hinter den Ritualmorden eine weitrechende Verschwörung steckt.

Oh boy, das war eine zähe Nuss. Der Autor hat einen durchaus ansprechenden Schreibstil und lässt gelegentlich einen angenehmen Wortwitz durchschimmern, aber für mich war das Buch bis zuletzt eine harzige Angelegenheit. Das hat mehrere Gründe – und der schwerwiegendste ist die Protagonistin. Die junge – natürlich bildhübsche – Philine war für mich bis zum Ende als Charakter nicht greifbar und unglaubwürdig. Innert weniger Stunden stolpert sie von einem absolut traumatischen Erlebnis zu einem gemütlichen Frühstück mit ihrer jüngeren Schwester voller gut gelaunter Spässe. Und mehrmals verwandelt sich die grösstenteils ziemlich naive Philine in einen Voralpen-Rambo und schaltet mit überraschender Leichtigkeit ganze Teams von Auftragskillern aus. Zwar gibt der Autor seine Protagonistin eine Erklärung für dieses «Doppelleben», nur glaubwürdig ist auch die nicht. Leider schneiden die anderen Figuren nicht viel besser ab. Sie verhalten sich so, wie es die Geschichte gerade erfordert und nicht, wie ein richtiger Charakter. Das führt in mehreren Momenten zu nicht nachvollziehbaren Schlussfolgerungen und Handlungen. Dadurch hat mich weder das Schicksal der Figuren noch die Auflösung des Falles (der in meinen Augen ziemlich leicht durchschaubar ist) wirklich gepackt.

Die Story selbst bewegt sich vor allem durch glückliche Zufälle voran. Wenig fühlt sich natürlich oder gut konstruiert an. Das drückt ebenfalls auf die Spannung. Ein paar auf Ekelfaktor getrimmte Szenen mögen da leider auch nichts mehr reissen.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«Crevasse» von Clay Vermulm

«Crevasse» von Clay Vermulm ist eine gruselige Novelle mit einem spannenden Setting. Zwei junge Bergsteiger kehren von einer Klettertour nicht zurück. Eine Kriegsveteranin macht sich nun auf, das vermisste Paar aufzustöbern – nicht ahnend, dass im Gebirge etwas Unheimliches lauert.

Vermulm kennt sich mit Bergsteigen aus, fast etwas zu gut, denn die sehr ausführlichen Beschreibungen über den Aufstieg und die Kletterausrüstung bremsen die ansonsten packende Handlung gelegentlich aus.

Was ihm aber hervorragend gelingt, ist eine dichte Atmosphäre und einen schaurigen Antagonisten, der einem mit seinem Verhalten den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagt.

Alles in allem ein kurzweiliger und unheimlicher Snack für Zwischendurch.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«London Docks, 1852» von Julia Lalena Stöcken

An den nebligen Docks von London treibt nicht nur die Whitman-Bande ihr Unwesen, sondern angeblich auch der Geist einer jungen Frau. Constable Hall geht der Sache auf den Grund, ohne zu wissen, welche Rolle er in dem Ganzen spielt.

Die Kurzgeschichte liest sich in wenigen Minuten weg, vermag aber über die ganze Länge zu unterhalten. Atmosphärisch gibt sich der Text keine Blösse. Das neblig-kühle Hafenviertel wird stimmig beschrieben und der knurrige Constable Hall macht dabei eine ebenso passende Figur. Einzig einige gar blumige Sinnbilder (Neid, der wie Wasser über den Tisch spritzt?) schiessen etwas übers Ziel hinaus.

Ansonsten kriegt man hier eine spannende, bewusst altmodische Schauergeschichte mit gelungener Pointe.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«Der Kinderfänger» von Frank Harnisch

Sarah ist mit ihrem Handy beschäftigt, während ihr kleiner Sohn im Wald spielt. Plötzlich fehlt von dem kleinen Philipp jede Spur und Sarah verliert vor Angst die Nerven. Ihre Panik ist berechtigt, denn im Ort geht ein Kindermörder um…

Eines muss man dem Autor Frank Harnisch lassen, schreiben kann er. Der knappe Stil passt zur Atmosphäre und er kommt ohne Umschweife zur Sache. Die Kurzgeschichte ist natürlich sehr schnell ausgelesen und genau darin liegt auch der Nachteil: Was Harnisch hier an Zutaten zusammenwirft, wäre genug Stoff für eine Novelle gewesen. Als Kurzgeschichte sind einige Wendungen leider etwas zu abrupt und treffen aufgrund der sehr knappen Charakterisierung auch nicht ganz ins Schwarze.Somit ist «Der Kinderfänger» ein gelungener Snack für eine Busfahrt, bleibt aber hinter den Möglichkeiten zurück.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«Babylons Vermächtnis» von Joe Black

«Babylons Vermächtnis» vereint die gängigsten und beliebtesten Zutaten des modernen Abenteuer-Romans: versunkene Ruinen, ein mystischer Schatz, ein gewieftes Helden-Duo und finstere Schurken. Und das alles vor der exotischen Kulisse Ägyptens und dem vom Krieg gebeutelten Syrien der Gegenwart.

Allerdings ist der Roman keineswegs eine triviale Sofa-Lektüre. Die geschichtlichen Zusammenhänge sind ziemlich komplex und erfordern einiges an Konzentration, um die Zusammenhänge zu verstehen. Man merkt, dass sich der Autor mit den thematisierten Geschichts-Themen auskennt. Unglücklicherweise gelingt es ihm nur bedingt, diese auch leserfreundlich rüberzubringen. Ein entspanntes Lesevergnügen ist «Babylons Vermächtnis» nicht. 

Und was den Roman von artverwandten Geschichten aus dem Hause Dan Brown, Matthew Reilly und Co. abhebt, ist die leider misslungene Einführung in das Buch. Die Kapitel sind vor allem zu Beginn äusserst kurz, beschreiben meistens nur eine Szene und springen in der Zeit, der Story und den handelnden Figuren hin und her.

Dadurch entsteht weder ein Lesefluss, noch eine Möglichkeit, sich mit den Figuren oder deren Probleme zu identifizieren. Dass einem auf den ersten Seiten auch gleich eine ganze Bandbreite von Charakteren vor die Füsse geworfen werden, erschwert die Sache zusätzlich. Mit den Charakteren bin ich bis zum Ende des Buches nicht ganz warm geworden, der Autor legt aber auch eher den Fokus auf die pausenlos voranpeitschende Handlung.

Ist der Roman also für die Tonne? Keineswegs. Man muss sich einfach bewusst sein, dass man hier seine Rübe beisammen haben muss, um der sprunghaften aber nicht uninteressanten Story zu folgen. Hat man sich auch an den Stil und die Erzählweise gewöhnt, erwartet einen eine vielseitige Hatz durch Vergangenheit und Gegenwart.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«Krampusnächte» von Tanja Hanika

«Krampusnächte» ist eine kurzweilige Schauernovelle, angesiedelt im deutschsprachigen Alpenraum und beschreibt einige Tage im Leben einer harmonischen Familie zur Vorweihnachtszeit. Die kleine Nele sieht des nachts eine unheimliche Gestalt am Fenster stehen und fragt sich, ob das nun der sagenumwobene Krampus ist, der gekommen ist, um sie zu holen. Während die Mutter Ava die Geschichten ihrer Tochter erst als Albträume abtut, häufen sich die Zeichen, dass sich tatsächlich etwas in den späten Stunden um das Haus bewegt.

Hanikas Erzählung ist mehr ein kurzes Kammerspiel – die Geschichte hangelt sich von Nacht zu Nacht und nutzt die Tage dazwischen, um die Figuren aufzubauen. Wirklich viel erfährt man nicht über das Leben und die Charaktere, mir waren sie auch alle eine Spur zu glatt und flach. Trotzdem schafft es die Autorin, eine glaubwürdige Familien-Dynamik aufzubauen und macht vor allem die Ängste einer Mutter für ihre Kinder greifbar. 

Leider gewinnt die Erzählung erst spät etwas Fahrt und ist dann auch schon vorbei, bevor etwas Nennenswertes passieren kann. Nichtsdestotrotz ein unterhaltsamer literarischer Snack für Zwischendurch. Ideal für einen verregneten Nachmittag – oder verschneiten Abend zur Vorweihnachtszeit.

«Madame Gray’s Vault of Gore», verschiedene Autoren, HellBound Book Publishing

«Madame Gray’s Vault of Gore» is a collection of 29 gory and nasty short stories. These range from Lovecraft-inspired works («Acts of Vengeance» by Frederick Pangbourne) to mean chamber plays with bite («A Matter of Taste» by Gerri R. Gray) or the gruesome microcosm of an apartment complex («Black Sky» by Carlton Herzog). Both gorehounds and fans of creepy horror stories will be happy here.

With almost 30 stories, not all of them are bangers, of course, but they all know how to entertain.Because the selection is quite diverse, every reader will probably find his own favorites.

So it’s all going well with Madame Gray? Not quite. Whereas the content of the book is appealing, I find the book cover off-putting. And unfortunately not in a good sense.The cheap-looking Photoshop debacle unfortunately doesn’t do justice to the entertaining content. Sure, you won’t find Shakespeare between the covers, but the cover itself could have been a bit more classy. But maybe that’s just a matter of taste.

All in all, Madame Gray’s little smorgasbord of bloody nastiness is worth a look. The stories are all short enough to be read in comfortable portions before falling asleep. If you can still sleep at all.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«The Horror Writer», Joe Mynhardt, HellBound Book Publishing

There are almost as many writing guides as there are writers. «The Horror Writer» focuses entirely on the genre of horror literature. And the book does a damn good job of it.

Sure, ultimately every writer has to discover their own form and methodology for themselves, but I always find it very inspiring to read about other writers› work, perspectives, and approaches. It’s all the more refreshing to see how thoroughly honest some of the writers in this book are. Nothing is glossed over here, in terms of content or language.

«The Horror Writer» not only talks about different forms of the horror genre, but also gives tips and tricks on how to handle reviews, social media, and manuscript submissions. And it does so in the form of essays, interviews, and opinion pieces, which makes for a very varied reading experience.

Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

«Die Kreatur im Eis», Anna Yorck

Eine Spukgeschichte in den Alpen mit einem Schuss Lovecraft? Spannende Mischung. In der Umsetzung ist der Autor allerdings nicht so jeder Kniff wirklich gelungen.

Gerade die zu Beginn ausufernden und für den Verlauf der Handlung und Charakterisierung der Figuren unwesentlichen Beschreibungen von gesunden Lebensmitteln und Sport bremsen die Geschichte aus. Generell gibt es einige Dialoge und Nebenfiguren, die mehr nach Füllmaterial wirken als dass sie wirklich relevant wären.
Was der Autorin allerdings gelingt, ist die kalte, verschneite Atmosphäre und die Unwirklichkeit der Bergwelt. Wenn die Geschichte mal Fahrt aufgenommen hat, funktioniert auch die Dramaturgie ziemlich gut. Das Rad wird zwar weder bei den Figuren, der Handlung noch dem eigentlichen Monster wirklich neu erfunden, aber für die knappe Länge der Novelle ist das Vorhandene durchaus ausreichend.

Ich persönlich hätte mir zwar etwas mehr Substanz gewünscht, wurde von «Die Kreatur aus dem Eis» während eines regnerischen Abends aber ganz gut unterhalten.

«Der Nebelmann: eine Gruselnovelle» von Sandra Binder

«Der Nebelmann» erfindet das Rad zwar nicht neu, liest sich aber herrlich flott im Stile klassischer Schauergeschichten wie Poe oder M.R. James. Das Ende/die Auflösung liess sich relativ früh erahnen, wurde letztlich aber etwas hastig herbeigeführt. Hier hätte etwas mehr Aufbau der Spannung gut getan. Für zwei schaurige Stunden vor dem Kaminfeuer ist «Der Nebelmann» aber ideales Lesefutter.

«The Valley of the Lost: A Lost World Adventure» von William Meikle

In this short novelette Meikle captures the essence of Conan Doyles pompous Challenger-character and brings him and «Lost World»-narrator Edward Malone back for a short but adventurous trip to a remote valley in North America. The plot is straight forward, well paced and well written. The ending is maybe a little abrupt, but that aside, I had a lot of fun reading this story.